Napoleons Falle



Kaum hatte Kutusov von Napoleons Streich bei Ulm gehört, begann er schon den Rückzug um sich nordöstlich bei Olmütz mit einer russischen Armee zu vereinen. Napoleon fürchtete zu diesem Zeitpunkt am meisten die aus Italien vorrückenden Truppen von Erzherzog Karl. Als er in Wien eintraf erfuhr er, dass sich der Erzherzog ebenfalls auf dem Rückzug befand und von Masséna bedrängt wurde und unter Kontrolle war. Dem Erzherzog unterstanden nur noch 35-40.000 Mann die er nach Ungarn führen wollte. An der ungarischen Grenze wartete aber schon Davout um ihn abzufangen.

Also nahm er am 26. September die Verfolgung der Russen auf. Die Nachricht, dass Zar Alexander I. in Olmütz angekommen war, bestärkte seinen Entschluss Kutusov zu verfolgen.

Am 9. November konnte sich Kutusov bei Krems über die Donau retten und erhielt eine Verstärkung von 10.000 Soldaten. Nun bewegte er seine Armee direkt auf Buxhöwden mit seinen 86.000 Soldaten zu.

Napoleons Armee gelang es nicht zu Kutusov aufzuschließen. Als Napoleon am 17. November Znaim erreicht, muss er sich eingestehen, dass er seiner Armee nicht länger diese Gewaltmärsche zumuten kann. Der große Erfolg von Ulm könnte mit einem Schlag zunichte gemacht werden. Napoleon befürchtet, dass sich Erzherzog Ferdinand im Norden mit weiteren 18.000 Soldaten auf den Weg macht, und die Erzherzöge Johann und Karl von Süden vordringen um sich mit Kutusov zu vereinen.

Napoleon überschritt bei Wien die Donau um Kutusov bei Hollabrunn abzufangen. Es wäre ihm beinahe gelungen, aber Murat ließ sich vom Gegner hinters Licht führen. General Wintzingerode wurde bei Murat vorstellig und erzählte von begonnen Friedensverhandlungen. Während den Verhandlungen sollten alle Truppen an ihrer aktuellen Position verweilen um keine Gefechte zu provozieren. Murat glaube dies und unterbrach seine Vorwärtsbewegung. Diese kurze Zeit reichte aus um sich vor den Franzosen in Sicherheit zu bringen.

Napoleon war erbost und befahl den sofortigen Angriff. Fürst Bagration versuchte mit 8.000 Soldaten mutig den Rückzug von Kutusov zu decken. Am 16. November kommt es zu einem schweren Gefecht in dessen Verlauf fast 3.000 Österreicher ausgeschaltet werden..

Am 20. November vereint sich Kutusov mit Buxhöwden Armee. Bei Olmütz trifft das österreichisch-russische Heer auf Zar Alexander I. und Kaiser Franz. Am gleichen Tag trifft Napoleon in Brünn ein und wird von Abgeordneten Mährens und dem Erzbischof empfangen. Dort soll sich die Grande Armée sammeln und ausruhen. Bernadottes Korps wird mit den Bayern nach Iglau geschickt.

Am 21. November rekognosziert Napoleon mit seinem Stab die Region um Brünn. Im Osten fällt ihm ein Gelände auf und er erkennt die taktischen Möglichkeiten die ihm die hügelige Gegend bietet. Eine ganze Weile studiert er das Land bei dem kleinen Dorf Austerlitz,bevor er sich an seine Offiziere wendet und ihnen mitteilt, dass sie auf diesem Schlachtfeld in wenigen Tagen eine große Rolle spielen werden.

Murat, Lannes und Soult wurden beauftragt rund um die gegnerische Stellung für Unruhe zu sorgen und die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Danach sollten sie Austerlitz einnehmen. Napoleon war sich sicher, dass sich die Koalitionäre diese Chance nicht entgehen lassen würden, denn im Moment hatten sie noch eine bedeutende Übermacht.

Jetzt wo sich Napoleon über seinen Plan im Klaren war, beorderte er umgehend Bernadottes und Davouts Korps zu sich.

Im gegnerischen Lager war es noch lange nicht klar, dass es in den nächsten Tagen zu einer Entscheidung kommen sollte. Der österreichische Kaiser und auch Kutusov warnten eindringlich davor den Kaiser zu unterschätzen, ihnen gegenüber standen die Berater um Zar Alexander I., die auf einen schnellen Schlag gegen den Korsen drängten. Am 24. November war schließlich der Entschluss gefallen eine Gegenoffensive zu starten.

Um alle Zweifel auszuräumen wurde eine Delegation ins französische Lager entsandt um die Möglichkeiten eines Waffenstillstands auszuloten. Dabei sollten sie natürlich auch die Situation des Gegners auskundschaften. Napoleon war natürlich zu clever um sich jetzt in die Karten schauen zu lassen. Höflich wies er die Delegation an direkt mit Talleyerand zu verhandeln, dieser war zu dieser Zeit aber noch in Wien. Gleichzeitig schickte Napoleon selbst einen Abgesandten zu seinen Amtskollegen um die Bedingungen eines Waffenstillstands zu erörtern.


Am 28. November verdrängte Bagration Murat aus Wischau und wandte sich Soults Stellung zu. Gleichzeitig gab es Truppenbewegungen in Richtung Brünn. Der erste Teil von Napoleons Plan schien also aufzugehen, zumindest suchten die Koalitionäre die Entscheidung.

Jetzt war es an der Zeit großes Theater zu spielen. Napoleon schickte wieder einen Abgesandten zu Zar Alexander I. mit der Bitte um eine Unterredung. Die Bitte wurde abgeschlagen, dafür wurde Fürst Dolgorucki von Alexander I. ein letztes Mal in das gegnerische Lager entsandt um einen erneuten Blick auf den Zustand der französischen Armee zu werfen. Alexander I. muss hoch erfreut gewesen sein, denn der Fürst schilderte ihm die verzweifelte Lage der Franzosen und bestärkte damit die Koalitionäre in ihrem Übermut.

Aber Napoleon legte noch nach. Soult erhielt Befehle Austerlitz und den Pratzen überstürzt zu verlassen. Der Gegner reagierte umgehend und glaubte selbst die Ursache für Soults Flucht gewesen zu sein. Napoleons nächster Schritt war die Offenlegung seiner rechten Flanke. Auch dieser Köder wurde geschluckt, bedeutete dies doch den vermeintlichen Verlust seiner Nachschublinien und seine Rückzugsmöglichkeiten. Damit wollte er den Feind zu einem weitläufigen Umgehungsmanöver verleiten. Er war hocherfreut, als er sah wie die russische Armee bis auf zwei Kanonenschussweite seine Vorposten umging.

Am 30. November verließen die letzten Truppen Wischau und zogen die Alliierten wie an einer Schnur gezogen in die Falle. Murat entsendete ein Kavalleriekorps in die Ebene, welche vor lauter Angst wieder panisch den Rückzug antraten. Die Allierten hatten nur noch eine Sorge: Hoffentlich entwischt kein Franzose.

Einen Tag später erreichte auch Bernadotte das Schlachtfeld. Alle Einheiten hatten am Abend des 1. Dezember ihre Positionen erreicht. Der nächste Tag sollte die Entscheidung bringen. Napoleon wandte sich mit einer Proklamation an seine Soldaten:

An die Armee.

Im Biwak, 11. Dezember 1805

Soldaten! Ihr habt die russische Armee vor euch, die herbeigeeilt ist, um die österreichische Armee für die Niederlage von Ulm zu rächen. Es sind dieselben Truppen, die ihr bei Hollabrunn geschlagen und bis hierher verfolgt habt.
Die Stellungen, die wir besetzt haben, sind stark. Während der Feind meinen rechten Flügel umgeht, bietet er mir seine Flanke zum Angriff dar.
Soldaten! Ich werde selbst die Führung eurer Bataillone übernehmen. Ich werde dem Feuern fernbleiben, wenn ihr mit gewohnter Tapferkeit Unordnung und Verwirrung in die feindlichen reihen bringt; wenn aber der Sieg nur einen Augenblick zweifelhaft wäre, dann würdet ihr euren Kaiser in den ersten Reihen fechten sehen, denn der Sieg kann uns nicht ausbleiben an einem Tage, wo es sich um die Ehre der französischen Infanterie handelt, die so sehr mit der Ehre der ganzen Nation verwachsen ist.
Gebt acht, dass sich eure Reihen nicht lichten, auch nicht unter dem Vorwande, Verwundete wegzuführen; möge jeder einzelne vin dem Gedanken durchdringen sein, dass diese Söldner Englands, die von so großem Hass gegen unser Volk erfüllt sind, besiegt werden müssen.
Dieser Sieg wird den Feldzug beendigen, wir können Winterquartiere beziehen und neue Heere, die in Frankreich in Bildung begriffen sind, heranziehen. Dann werde ich einen Frieden schließen, der meines Volkes, eurer und meiner würdig sein wird.

Napoleon
Amiens